ICE-Unglück im Landrückentunnel Kalbach

Zwölf Waggons des ICE 885 Hamburg - München sind am Samstagabend gegen 21:05 Uhr im "Landrückentunnel" nach der Kollision mit einer Schafherde entgleist. Die Schafherde war - aus bisher noch ungeklärtem Grund - beim nördlichen Tunnelportal auf den Gleisen unterwegs. Während es gestern Abend zuerst hieß, alle 170 Reisenden seien unverletzt, ist dies in der Nacht zweimal korrigiert worden. Heute Mittag wurde auch die Zahl der Fahrgäste nach unten korrigiert: Wie die Bundespolizei nun gegen 14:20 Uhr mitteilte, seien insgesamt 135 Reisende im betreffenden ICE 885 an Bord gewesen.

Nach Auskunft der zuständigen Bundespolizei in Koblenz wurden insgesamt 19 Personen verletzt. Sie erlitten "von Prellungen bis Knochenbrüchen" und wurden im Tunnelrettungszug medizinisch erstversorgt. Vier mittelschwer Verletzte kamen dann mit Rettungsfahrzeugen in Krankenhäuser. 17 Menschen benötigten nur ambulante Behandlung vor Ort und konnten dann entlassen werden. Der Schaden an dem ICE konnte noch nicht offiziell angegeben werden, dürfte aber angesichts von 12 betroffenen Waggons und einem beschädigten Triebkopf in die Millionen gehen. Rund 116 Zugreisende blieben unverletzt. Sie waren zunächst zum Bürgerhaus Mittelkalbach gebracht und dort betreut worden, bevor sie mit Reisebussen nach Fulda transportiert wurden und um 02:07 Uhr mit einem extra eingesetzten ICE-Sonderzug weiter nach München fahren konnten. Nach der - vorläufig letzten - Mitteilung der zuständigen Behörden hat sich das Zugunglück gegen 21:05 Uhr ereignet. Der ICE 885 von Hamburg-Altona nach München, der aus insgesamt 14 Waggons und den beiden Triebköpfen, war in Richtung Süden unterwegs.

Am nördlichen Tunnelportal des "Landrückentunnels" kollidierte der Zug mit einer Schafherde. Dadurch entgleisten 12 der 14 Waggons und kamen nach etwa einem Kilometer im Tunnel zum Stehen. Die Wagen waren aus den Gleisen gesprungen und standen schräg im Schotter. Der vordere Triebkopf des ICE stand wie an die Tunnelwand gelehnt. Im Landrückentunnel erreichen die Züge Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h.

Die Bundespolizei hat inzwischen den Halter der Schafe ermittelt. Zur Identität wurden jedoch keine Angaben gemacht. Ungeklärt ist bisher noch, ob die Schafe nur vor dem Tunnel auf den Gleisen standen und mitgerissen wurden oder auch in den Tunnel hineingelaufen waren. Zum genauen Ablauf dauern die Ermittlungen noch an. Insgesamt wurden etwa 20 Schafe getötet; sie lagen auf und neben Gleisen. An der Unfallstelle erzählten Reisende, sie hätten "Schläge" gehört, dann seien Steine und wohl auch Staub aufgewirbelt worden. Zunächst war Rauchentwicklung gemeldet worden, weshalb von einem Zugbrand im Tunnel ausgegangen wurde. Die ersten eintreffenden Rettungskräfte konnten erleichtert feststellen, dass es jedoch keinen Brand gab. Gegen 22:45 Uhr war der Zug - in Richtung des Nordportals - bereits evakuiert und alle Reisenden aus dem Tunnel heraus. Diese unverletzt gebliebenen Zugpassagiere mussten rund 1 Kilometer zu Fuß laufen, um die Unfallstelle und den Tunnel zu verlassen. Das DRK verteilte Rettungsdecken an die die - teilweise dünn bekleideten und frierenden Fahrgäste - bevor sie mit Mannschaftsfahrzeugen der Rettungskräfte zum Bürgerhaus Mittelkalbach gebracht wurden. Von dort aus transportierte die Deutsche Bahn AG die Zugreisenden mit Reisebussen nach Fulda, wo sie am Bahnhof in einen ICE-Sonderzug zur Weiterfahrt nach München einsteigen konnten.

Während der "Hochphase" des Einsatzes beim "Landrückentunnel" und beim Bürgerhaus Mittelkalbach waren insgesamt 260 Kräfte von Rettungsorganisationen, Mediziner, Feuerwehr und THW sowie Kräfte der zuständigen Bundespolizei und vom Polizeipräsidium Osthessen sowie der Deutschen Bahn AG - darunter der Notfallmanager der Bahn - vor Ort. Allein vom Deutschen Roten Kreuz Fulda, Malteser-Hilfsdienst Fulda und Deutschen Roten Kreuz Hünfeld waren mehr als 105 ehrenamtliche Kräfte im Einsatz. Hierzu gehörten alle Schnell-Einsatzgruppen im Einzugsgebiet Fulda. Ebenso unterstützen Kräfte der Reiterstaffel des DRK und der Bergwacht Wasserkuppe. Aus Sicht der Hilfsorganisationen endete der Einsatz gegen 02:30.

Die Bundespolizeidirektion in Koblenz, die zuständig ist, hat Ermittlungen zur genauen Unfallursache aufgenommen. Eine Sprecherin der Dienststelle erklärte am frühen Sonntagmorgen, durch die anhaltende Streckensperrung komme es auch weiterhin zu erheblichen Beeinträchtigungen im Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn AG. Die Notfallleitstelle der Deutschen Bahn AG habe erklärt, dass die Aufgleis- und Instandsetzungsarbeiten noch mehrere Tage andauern würden. Reisende sollten sich über Fahrplanänderungen bei der Deutschen Bahn AG informieren.








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