Oft gehen Menschen davon aus, dass man beim THW, der Feuerwehr oder einer anderen Hilfsorganisation alles können muss und keine Angst vor neuen Aufgaben haben darf.
Doch jeder Mensch hat gewisse Grenzen, an die er sich nicht herantraut. So geht es den meisten Menschen wohl im Bereich der Höhenangst. So auch unsere Helfer Samira und Florian Kraus.
Nachdem bereits Miguel Nemelka, Joana Gerhardt, Jan Obeschelp, Florian Hack und Joshua Heindl zielstrebig nach oben auf den Turm gegangen sind und sich relativ gelassen abseilen liesen, dachten wohl beide, dass es so schlimm eigentlich nicht sein kann.
Also entfassten beide den Entschluss:
"Da gehe ich heute hoch!"
Doch schon bei den ersten Schritten auf der Leiter, die durch ihre gefühlte Endlosigkeit ganz automatisch etwas durchhang und mit jedem Schritt mitwippte, war klar, dass dieses Ziel doch nicht so leicht erreichbar ist. Die Tritte werden immer schmaler, die Menschen unten immer kleiner und die Luft immer weniger. Tief durchatem und weiter gehts. Die fachmännisch angebrachte Kopf- und Fußpunktsicherung und die angezogene PSA mit den Kletterhaken lassen einen da nur wenig besser fühlen. Doch nach ein paar Minuten und gutem Zureden aller Kameraden schafften es auch Florian und Samira nach ganz oben.
"Als ich oben angekommen bin und hinunter sah, dachte ich mir, wie soll ich jemals heil da runterkommen?", gab Florian Kraus zu. "Die Leiter auf keinen Fall mehr und sich einfach ins Nichts zu stürzen nur an zwei Seilen gesichert? - Niemals"
Doch die beiden Gruppen- und Truppführer Lucas Wolf und Jens Mierdel, die für die Sicherung beim Abseilen verantwortlich waren, erklärten den beiden jede einzelne Sicherung, zeigten die Funktionalität der Sicherheit und redeten während des Aufstieges der Helfer immer positiv zu.
"Man hat sich dadurch doch recht sicher gefühlt. Der Turm hat kein bisschen gewackelt", sagte Samira Kraus.
Beide gaben zu, dass die Überwindung am größten ist, den Schritt ins Nichts zu wagen. "Wenn man erstmal hängt, hängt man und dann ist auch schon alles gut", resümierten die Beiden.
Man sieht also, dass man im THW nicht alles schon vorher können muss. Auch wird man nicht zu solchen Aktionen gezwungen, was ganz wichtig ist. Ängste sind keine zu unterschätzende Gefahr. Daher werden alle Ängste von Helfern respektiert. Wer etwas nicht machen möchte, muss es nicht tun. Es gibt immer Helfer, die das können, was Du nicht kannst und anderst herum. Ich freue mich, dass Samira und Florian sich selbst entschieden und es geschafft haben", betonte Lucas Wolf, Gruppenführer der Bergungsgruppe.
Im THW kann man immer in den verschiedensten Bereich an seine persönlichen Grenzen kommen. Diese Erfahrungen sind ganz wichtig. Wie weit man geht und wo man seine eigenen Grenzen steckt, entscheidet jeder Helfer für sich. Der ein oder andere erweitert seine Grenzen, so wie Samira und Florian heute.
Das Vertrauen in das Zusammenwirken von Mensch und Technik ist enorm wichtig. Im THW, wie auch in den meisten anderen Hilfsorganisationen muss man sich auf seine Kameraden verlassen und ihnen vertrauen können. Die Kameraden, denen man in diesem Fall sein Leben anvertraut tragen eine enorme Verantwortung.Diese Abseilübung gleicht einem erlebnispädagogischen Teamtraining, wie es viele Unternehmen in einem Hochseilgarten absolvieren. Es ist eine tolle Erfahrung, die man den Menschen nur nahelegen kann.
Parallel zu dieser Abseilausbildung wurde unter der Leitung von David Wehner eine weitere Ausbildung gemacht, die sich mit kleineren Problematiken im Arbeiten mit Höhen ergeben können. Beispielsweise muss ein Fass nach oben transportiert werden, aber es stellt sich die Frage, wie man dieses einbinden muss, damit es sicher oben ankommt.
Auch wurde unter seiner Leitung eine "Tausend-Mann-Leiter" gebaut, falls mal an einer Einsatzstelle keine Leiter oder ähnliches zur Verfügung steht. Bilder dieser Ausbildungen sind in der Galerie der Mediathek vorhanden.
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